Alte Fliesen wirken schnell unmodern oder abgenutzt, vor allem in Küche und Bad. Statt sie aufwendig zu entfernen oder neu zu verlegen, entscheiden sich viele Heimwerker für eine scheinbar einfache Lösung: Fliesen streichen. Das spart Zeit, Schmutz und Geld. Doch so praktisch diese Methode auf den ersten Blick erscheint, bringt sie auch einige Nachteile mit sich. Wer langfristig Freude an seinen Wänden oder Böden haben möchte, sollte diese Punkte vor der Entscheidung sorgfältig abwägen.
Anfälligkeit für Abnutzung
Einer der größten Nachteile beim Fliesen streichen ist die Haltbarkeit. Auch wenn moderne Fliesenlacke speziell für den Einsatz auf glatten Oberflächen entwickelt wurden, sind sie deutlich empfindlicher als original glasierte Fliesen. Besonders in Bereichen mit hoher Beanspruchung – etwa auf Böden oder in der Dusche – kann sich die Farbe mit der Zeit ablösen, abblättern oder durch Kratzer beschädigt werden. Eine dauerhaft robuste Lösung ist das Streichen also eher nicht.
Aufwendige Vorbereitung
Damit der Lack überhaupt haftet, muss die Oberfläche gründlich vorbereitet werden. Das bedeutet: gründlich reinigen, entfetten, anschleifen und in vielen Fällen auch grundieren. Jeder Schritt ist notwendig, sonst haftet die Farbe nicht richtig – mit dem Ergebnis, dass sich der Lack nach kurzer Zeit wieder löst. Diese Vorarbeit ist zeitintensiv und erfordert Sorgfalt, andernfalls war die ganze Mühe umsonst.
Eingeschränkte Optik
Zwar gibt es Fliesenlack in vielen Farben, doch Struktur oder Muster lassen sich damit nicht erzeugen. Die natürliche Tiefe und der Glanz echter Fliesen geht verloren. Auch lassen sich gestrichene Fliesen kaum mehr als solche erkennen – was besonders bei hochwertiger Fliesenoptik schade ist. Wer auf individuelle Designs, Fugenmuster oder eine bestimmte Haptik Wert legt, wird mit gestrichenen Fliesen kaum zufrieden sein.
Problematische Fugen
Fugen lassen sich zwar mitstreichen, doch genau das wird oft zum Problem. Sie verlieren ihre ursprüngliche Funktion, da der Lack sie verschließt. Bei Bewegungen im Untergrund kann es zu Rissen kommen, die Wasser durchlassen. Besonders in Nassbereichen ist das kritisch, da Feuchtigkeit hinter die Beschichtung gelangen und zu Schimmel oder Schäden führen kann. Auch die Optik leidet: gestrichene Fugen wirken schnell fleckig oder ungleichmäßig.
Keine dauerhafte Lösung
Fliesen streichen ist eine Übergangslösung – keine dauerhafte Renovierung. Spätestens nach einigen Jahren muss die Fläche erneut überarbeitet werden. Kratzer, Abplatzungen und Verfärbungen sind kaum vermeidbar, vor allem bei intensiver Nutzung. Zudem lässt sich gestrichener Fliesenlack später nur schwer entfernen. Wer irgendwann doch neue Fliesen verlegen möchte, muss mit zusätzlichem Aufwand rechnen.
Fazit
Fliesen zu streichen klingt nach einer schnellen und günstigen Lösung, doch es ist wichtig, auch die Nachteile zu kennen. Die Haltbarkeit ist begrenzt, die Optik bleibt schlicht, und in feuchten Bereichen birgt die Methode Risiken. Wer mit dem Gedanken spielt, seine Fliesen zu überstreichen, sollte sorgfältig abwägen, ob der kurzfristige Nutzen den langfristigen Aufwand wirklich wert ist. In manchen Fällen kann der neue Anstrich sinnvoll sein – als Übergang, aber nicht als Ersatz für eine echte Renovierung.